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.: Geocaching auf Deutschlands größter Insel :.

Stralsund hat seine erste Letterbox - ein kleiner Werkstattbericht

Im Wartezimmer

GC2254C - Dr. med. Keschlowski

Es begann eigentlich alles damit, dass ich in den letzten Monaten meine ersten Letterboxen finden konnte, die Erste in Hannover, die Zweite in der Nähe des Steinhuder Meeres, die Dritte bei Wolgast und Nummer 4 und 5 in Prag! Dadurch bin ich voll auf den Geschmack gekommen! Es macht Spaß, auch mal ganz ohne GPS einen Cache zu suchen oder nur für das Versteck das GPS in die Hand zu nehmen...


Nachdem Davjeg und ich in Prag die tolle Letterbox Lekarska #2: FN Motol erfolgreich absolviert hatten, reifte in mir die Idee, eine eigene Letterbox zu entwickeln. Rügen schied als Location von vorn herein aus, da hier schon MX-Hero eine schöne Letterbox-Idee angemeldet hatte und diese sich gerade in der schöpferischen Phase befindet. So kam eigentlich nur Stralsund für mich in Frage! Eine Letterbox in einer Stadt zu legen, ist jedoch nicht der Normalfall. Normalerweise führen die klassischen Letterboxen durch schöne Landschaften quer durch Wald und Flur, nur mit einer kompletten Wegbeschreibung oder Markierungen vom Start bis zum Versteck.

Ich hatte jedoch schönen Anschauungsunterricht bei der Prager Letterbox Lekarska #2 nehmen können, die komplett auf einem riesigen Krankenhausgelände spielte und bei der wir sogar eine Zeitlang im Klinik-Hauptgebäude umherirren mussten, mit dem Fahrstuhl sogar in den Keller fuhren und dort den kleinen umherfahrenden Roboterfahrzeugen ein Geheimnis abringen mussten, die vollautomatisch die schmutzige Wäsche und andere Sachen zu bestimmten Bereichen schafften.

Noch von der gesamten Klinik-Location stark beeindruckt, blätterte ich am selben Abend beim Essen in einem tschechischen Restaurant mit Davjeg im Kopf mögliche Stralsunder Locations für eine Letterbox durch und blieb schnell bei drei Locations mit einem weitläufigen Gelände hängen: der Schwedenschanze mit der Fachhochschule, dem Krankenhaus am Sund und dem Krankenhaus West,wobei mir letzteres am besten gefiel!Am Wochenende nach meiner Rückkehr aus Prag habe ich dann auf einem ausgiebigen Spaziergang auf dem Krankenhaus West-Gelände erstmal alles Interessante am Wegesrand aufgesogen und fotografiert. Schnell kristallisierten sich dabei die ersten Stationen heraus.

Zwischenzeitlich erwog ich sogar, auch noch einen Multi dort zu legen, da es dort so viel an Material gibt. Ich entdeckte nämlich im Vorraum der Cafeteria einen Glaskasten mit dem kompletten Krankenhaus West-Gelände in Miniaturformat im Maßstab 1:400! Schnell wurde ich an den tollen Wismarer Cache: Liebling ich habe die Altstadt geschrumpft! erinnert. Vielleicht hätte ich diese Idee auch aufgenommen und etwas abgewandelt umgesetzt, wären die Öffnungszeiten der Cafeteria nicht so kurz. So wäre man immer nur ein paar Stunden in der Woche in den Vorraum mit dem Glaskasten gekommen, was einfach zu wenig ist. Falls ihr das Glück habt und die Cafeteria ist gerade offen, dann schaut unbedingt mal rein!

Nach einer Erkundung der gesamten Anlage stand der Weg des Doktors im Kopf so gut wie fest, nur die Suche nach dem richtigen Versteck zog sich etwas, bis ich mit dem Jetzigen einigermaßen zufrieden war. Ach ja, der Doktor! Die Grundidee, mit Hilfe eines Arztes, der auf dem Gelände arbeitet, die Wegbeschreibung zu koppeln und so eine elegante Verbindung zu schaffen, hatte ich gleich favorisiert. Eine kleine nette Story drum herum zu bauen und die zu lösenden Aufgaben auf dem Spaziergang mit dieser Geschichte zu verknüpfen, bot sich dann regelrecht an. Der Cachetitel war auch schnell klar, was mich selbst überraschte. Da die Letterbox auf einem Krankenhausgelände spielt und ein Arzt darin die Hauptrolle einnimmt, war der Name des Arztes für mich die einzige Option. KESCH-lowski in Anlehnung an Cache entstand innerhalb weniger Sekunden in den Gehirnwindungen und gefiel mir sofort. 

Der Rest war dann Heimarbeit am Computer: Anzahl und Art der Stationen festlegen, Weg dazu anpassen, Story schreiben, alles miteinander verknüpfen und „geschmeidig“ machen…;) Aufwand grob geschätzt vielleicht 10-15 Stunden. Dazu kommt noch die Entwicklung des speziellen Letterbox-Stempels, der bei stempel-fabrik.de anschließend hergestellt wurde, wodurch noch ein paar Tage ins Land gingen, bis er fertig bei mir eintraf. Dann machte mir jedoch der starke Wintereinbruch einen kleinen Strich durch die Rechnung. Erst jetzt am Sonntag, den 20.12.2009 kam ich dazu, mit den beiden Cacheboxen im Rucksack, einen finalen Rundgang zu machen. Ich überzeugte mich davon, dass man die Letterbox auch bei Schnee machen kann, ich musste nur an einer Station den Schnee von der Infotafel fegen und versteckte die Letterbox schließlich am Final! Die schon fertige Cachebeschreibung ging am späten Abend zum Reviewer und 16 Stunden später ist er nun suchbar. Ich bin gespannt, wer den FTF macht, die üblichen Verdächtigen oder doch ein Überraschungsgast? Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß!

 

Zwei besonders schöne Logs kommen von FA&FA und RSIS, die ich euch nicht vorenthalten will!

 

Ich weiß nicht wie lange ich jetzt schon auf diesen Bildschrim starrte. Meine Kollege Ralle hatte diese neue Clownuhr installiert und diese grinste mich jetzt blöde vom Bildschirm her an. Über Geschmack kann man sich gewiss streiten, aber sie erfüllt zumindest ihren Zweck. Ich schaute vorbei am Fenster welches eh nur grau in grau zeigte zu dem riesigen Stapel an Patientenakten. Hinter mir schnarchte mein Kollege Ralle leise... Frühschichten waren nichts für ihn. Mein Blick streifte die Uhr.. 07:07 Uhr gleich war es wieder Zeit für "Mr. Jonson´s" ersten Sprint. Eigentlich hieß Mr. Jonson ja Jablonski und hielt sich nur für einen internationalen Sprinterstar. Jeden Morgen versuchte er den Weltrekord im "Stationslauf" zu brechen.

Ich hörte noch den Ruf "Heute schaff ich es!!!" und das rythmische Stampfen der Turnschuhe auf dem Velurfussboden. Als der Weltklasseläufer dann auf Höhe des Wachstationstresen war, verschwand er plötzlich aus meinem Sichtfeld. Ich hörte ein quitschendes Geräusch, ein Poltern und einen unartikulierten Schrei. Einige Sekunden blickte ich überrascht auf die Stelle an der der Sprinter verschwand... "Es ist frisch gewischt, Mr. Jonson." kommentierte Ralle trocken. Ich hörte wie ein Telefon abgenommen wurde. "Sani zur Station 13, unser Sprinter war mal wieder zu schnell unterwegs." Ich schaute Ralle an und zog die linke Augenbraue hoch. Er zuckte nur mit den Schultern. "Hab wohl vergessen das Warnschild aufzustellen. Ist aber auch egal, der Junge denkt eh jedes mal es sei eine Hürde, die es zu überspringen gilt. Einer weniger um den wir uns kümmern müssen. Wird bestimmt ein ruhiger Tag heute." Ich glaube mit diesem verhängnisvollen Wortwechsel begann alles...

 

Ralle und ich schauen den Sanis hinterher, welche gerade versuchen Mr. Jonson vom weiterlaufen abzuhalten. Ja, ein echter Sprinter kennt keinen Schmerz und lässt sich auch von zwei stämmigen Sanis und dem Festgeschnalltsein auf der Liege nicht abhalten weiterzulaufen. Na die Jungs werden das schon machen. Wir gehen zurück auf die Station und ich bekomme nur noch aus dem Augenwinkel mit wie Herr Klein der furchtsamen Frau Stutzke wieder eine seiner vielen Verschwörungstheorien auftischt. "Martha, du musst mir glauben" flüsterte er "das ganze ist eine riesige Verschwörung. Die ganze Weltregierung weiß davon Bescheid." Schelmisch grinste er mich an, während Martha schon nah am hyperventilieren war. Sie nahm die Sache natürlich für voll. Bei Herrn Klein war ich mir gar nicht so sicher, ob der Junge wirklich bekloppt war. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher das er das Ganze nur vortäuscht und halt gerne Verschwörungsgeschichten erzählt...

Plötzlich klingelt das Telefon. Während Ralle sich voll motiviert auf die Hinterläufe erhebt und zum Telefon schlurft, beruhige ich Martha. "Martha, hören sie mir zu. Es gibt keine Verschwörung. Es gibt genauso wenig wie die Illuminati und ist genau so ein Blödsinn wie die Sache mit Bielefeld. Beruhigen sie sich wieder, alles ist ok. Während Martha wieder runterfährt, höre ich Ralle auf einmal sagen: "Fred, kommst du mal ans Telefon, ich glaub das ist wichtig!" "Müller hier."

sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung. "Wachdienst. Sagt mal Jungs, fehlt euch einer von euren Schützlingen? Ich glaub ich hab diesen Möchtegerndoktor gesehen." Mein Kopf ruckt hoch und ich schaue mich um... tatsächlich Keschlowski fehlt! Ich knalle den Hörer auf die Gabel. "Ralle, komm flinke Hufe der Dr. Keschlowski ist wieder unterwegs."

 

Martin Keschlowski´s Krankengeschichte ist sehr interessant. Während Ralle und ich zur Hauptwache gegenüber dem Haltepunkt Grünhufe liefen (schlenderten), erzählte ich ihm die gesamte Geschichte. "Also, du musst dir das so vorstellen, der Typ hat Warnvorstellungen. Eigentlich wirkt er völlig normal, nur leider glaubt er, es gäbe Leute, welche an allen Ecken und Enden der Welt geheime Schätze vergraben würden. Er sagte auch, dass es sich dabei um eine weltweite "Community" handelt und das diese "Koordinaten" übers Internet ausgetauscht würden. Ich sag dir der spinnt völlig. Als sie ihn hier eingeliefert hatten,

hat er in jeden Winkel geschaut und ist in die schmalste Ritze gekrochen. Einmal fand der Klein´s Butterbrotdose unter einer Bank und war ganz aus dem Häuschen. Er Schrie: "Ein Regular, Ein Regular!!!" und rannte wie wild durch die Gegend. Keine Ahnung war er damit meinte. Er glaubt auch kleine, weiße Fildosen überall zu sehen, du weißt schon diese kleinen Dinger für die Kamera. Der hat sie echt nicht mehr alle. Armer Kerl, wer weiß was ihm im waren Leben so wiederfahren ist. Interessant ist, das er angefangen hat, seit er hier ist, sich als Arzt auszugeben und den Leuten irgendwelchen Quatsch aufzutischen.

Dabei ist er so überzeugend, dass viele Leute ihn für echt halten. "Ach deshalb nennen ihn alle Dr. Med. Keschlowski! ich dachte der Junge wäre früher mal Arzt gewesen." sagte Ralle.

 

Wir erreichten die Hauptwache und fanden den Wachmann Müller in einem Zwiegespräch mit einer Besucherin vor. Einige Wortfetzen konnten wir auffangen als wir näher kamen... "Aber Herr Doktor Keschlowski hat gesagt, ich soll mich bei ihnen melden, sie würden dann schon wissen wo ich hin muss." "Frau Krüger, zum tausendsten Mal, es gibt hier keinen praktizierenden Arzt mit dem Namen Keschlowski!!!" führte Wachmann Müller in höchst dipolmatischen Ton aus. Als er uns sah, beruhigte er sich ein wenig. "Männer, entweder ist die gute Frau taub, begriffsstutzig oder sie verarscht mich. Ist die auch von eurer Station weg?" "Was bilden sie sich! Sie Schnösel!" totterte Frau Krüger los. Ich blickte Ralle an und wieder einmal bewies sich unser brilliantes Teamwork. Die jahrelange Erfahrung auf dem Bau, welche sich Ralle und ich uns erarbeitet hatten, blitzte jetzt im Bereich der Kommunikation supernovahell auf. "Komm ma mit mene Süße, is alles jut, wa? Hast dich ein bißchen verlaufen, nicht war Oma." Ralle redete mit Englszungen auf Frau Krüger ein. "Was bilden sie sich ein sie unterbelichteter Pfleger, ich bin hier kein Patient, ich möchte nur mit Dr. Keschlowski sprechen!" war noch Frau Krügers Stimme zu vernehmen.

"Hey Fred!" rief Ralle mir zu. "Die Oma weiß nicht mehr wo sie hin muss, ist wohl ein wenig verwirrt die Gute. Ich ruf die Sanis an das die die abholen. Während Ralle telefonierte ("Ja Pfleger Ralle hier Station 13, ich hab hier an der Hauptwache eine Verwirrte aufgegriffen...ne hab keine Ahnung zu welcher Station die gehört...die muss erstmal ruhig gestellt werden und dann sehen wir weiter...keine Sorge, die geht mir nicht flitzen, die Oma...bis gleich"), Frau Krüger munter weitertotterte ("Ich brauche keine Beruhigungsmittel, mir geht es gut sie verblödeter Pavian. Ich bin hier kein Patient! Mir geht es geistig sehr gut. Was? Das sagen sie alle? Sie spinnen doch wohl..."), befragte ich den Wachmann. "So sach, wo haste denn unseren flüchtigen Weiskittel gesehen?" "Er stand dort vorne am großen Plan der Anlage. Er sah ein wenig verwirrt aus, als wüsste er nicht genau wohin er gehen sollte. Ich wollte mir die Sache gerade genauer anschauen, als ich auf einmal diese Oma am Hals hatte. Ich sah nur noch wie der Weißkittel in Richtung Kreisverkehr verschwand." "Alles klar Mann, wir kümmern uns drum.

 

Wünsch dir nen ruhigen Tag und lass hier nicht jeden Irren rein, sind schon genug hier drinnen." Ich drehte mich um und sah gerdae noch wie Ralle Frau Krüger in den Krankenwagen half. Die Beruhigungsspritze tat schon ihre Dienst, aber da Ralle ein Sack Zement einhändig durch die Gegend werfen kann, war an eine Flucht eh nicht zu denken. Schwungvoll erreichte Frau Krüger die Sitzgelegenheit im hinteren Ende des Saniwagens und kurz darauf fiel mit einer Endgültigkeit von schwedischen Gardinen die Wagentür zu. Die Sanis winkten fröhlich, sie schienen zu ahnen das wir uns heute nicht zum letzten Mal gesehen hatten.

 

Unsere Jagt setzte sich qwer durch den ganzen Komplex fort. Immer wieder wurde der flüchtige Doc gesehen oder irgend jemand war ihm auf den Leimgegangen. So fanden wir einen Parkanlagengärtner welcher sämtliche Büsche der Anlage in die Form von anzüglichen Darstellungen von Menschen schnitt, da der Doktor ihm gesagt hätte, dieses würde die Patienten aufheitern. Richtig heiß wurde die Spur allerdings erst als Haus 3 erreichten. Hier sahen wir eine Gruppe von Patienten, welche sich im Kreis um die neue Holzstatue aufgereiht hatten und medizinische Fachbegriffe mantragleich vor sich her beteten. Das Hauspersonal hatte die Frühstückspause nach draußen verlegt, um sich das Spektakel genauer anzuschauen. Wir gesellten uns dazu, den einige der Patienten und Pfleger waren alte Bekannte von uns. "Was veranstaltet ihr den hier?" Fragte Ralle seinen Kumpel Klaus von der Trockenlegungsstation (auch Fantafarm genannt) "Ach das ist so eine neue Gruppentherapie, die hat der Dr. Keschlowski hier eingeführt" sagte Klaus gelangweilt. "Das ganze soll wie ein Austauschverfahren wirken. Keine Ahnung wie

er das meinte. Die haben alle ein Problem entweder mit ohne oder sind etwas plemplem. Die sollen jetzt eine medizinische Fachrichtung anbeten und dann wird ihr nächstens Problem aus dieser Richtung stammen. Ich bezweifel zwar den Wert dieser Methode, aber ich bin hier nur Pfleger. Wenn der Doc meint das tut gut, tut das gut." Ralles Gesichtszüge versteinerten...

Ich fasste Klaus kurz bei der Schulter und zog ihn beiseite. "Eh, der Keschlowski ist hier Patient, der tut nur so als sei er hier Doktor." Jetzt versteinerten sich auch die Gesichtszüge von Klaus. Im Hintergrund erklang fortwährend das Mantra der Patienten. "Orthopädie, Hämatologie, Kardiologie, Gastrologie, Ophthalmologie,Orthopädie, Hämatologie, Kardiologie, Gastrologie, Ophthalmologie,Orthopädie, Hämatologie, Kardiologie, Gastrologie, Ophthalmologie,Orthopädie, Hämatologie, Kardiologie, Gastrologie, Ophthalmologie."

Kurz gruppierte sich des Pflegepersonal neu und dann wurden die innig betenden Patienten einer nach dem anderen unter tatkräftiger Unterstützung von Ralle und mir abtransportiert. "Orthopädie, Hämatologie, Kardio... jjjeaannngfnnnffff..." Das Mantra brach schlagartig ab als Ralle und ich kräftig zupackten. Während wir abtransportierten fragte ich Klaus kurz wo der Doktor den hin verschwunden sei. Der Wies nur einen Patienten unter dem Arm festhaltend auf die Nahe Kirche und sagte: "Er wollte noch zur Kirche und mal nach dem Pastor schauen. Der soll wohl auch ein medizinisches Problem haben." Ich reichte Klaus meinen Patienten. Jetzt sah er aus wie Obelix mit zwei Wildschweinen unterm Arm. "Ralle! Wir gehen. Ich glaube der Hochwürden ist in Gefahr. Mach hin."

 

Wir fanden Pastor Prophet knieend hinter seiner Kirche in einem Laubhaufen wühlend. Er hatte einige Schnecken auf einen Haufen gelegt und hinderte sie nun am weglaufen. "Aber Hochwürden, was machen sie denn da unten?" sprach Ralle den Geistlichen an. "Ach, wissen sie meine Herren, der gute Doktor Keschlowski hat mir einen guten medizinsichen Rat gegeben und den setze ich nun um." Ralle und ich schauten uns hilflos an. Warum glaubte nur alle Welt diesem Irren? Ich hob beschwichtigend die Hand und wollte gerad den Pastor zurück in diese Welt holen, als er anfing weiterzusprechen. "Ich verstehe ja ihre Bedenken gegen alternative Heilmethoden, aber Herr Doktor Keschlowski sagt, der Sud aus frischen Laubschnecken gemixt mit einem Extract vom Kirchendachmoos würde wahre wunder bei meinem Hautauschlag bewirken. Ich weiß der

Glaube allein sollte ausreichen um alles Übel zu vertreiben, aber ein wenig Hilfe kann nicht schaden." Während ich den Pastor noch sprachlos anstarrte, zog mich Ralle langsam weg und raunte: "Lass dem heiligen Mann seinen Glauben, sonst verliert er ihn noch. Sein Herr wird ihn schon beschützen..." Laut sagte er: "Na dann Herr Pastor, wir wünschen gute Besserung. Sagen sie wo is´n der Doktor hingegangen?" Völlig vertieft darin seine Herde (Schnecken) zusammenzuhalten zeigte er uns die Richtung. Kopfschüttelnd gingen wir. Als wir ein paar Schritte weiter waren, fragte Ralle plötzlich: "Meinst du die Schnecken könnten gefährlich für den Hochwürden werden? Sollten wir den Sanis bescheidgeben, damit die mal nach ihm schauen?" Ich schaute Ralle kurz an und war mir wirklich unschlüssig. Wortlos griff ich dann nach dem Telefon. "Ja, Fred hier von der 13. Männer könnt ihr bitte mal kurz nachdem Pastor schauen? Ich glaube der braucht euren Beistand."

 

Wir waren keine zwanzig Schritte gegangen. Ich ließ meinen Blick wachsam über das Gelände streifen. Schließlich konnte der listenreiche Doctor überall sein. Plötzlich entdeckte ich Bertram einen alten Kollegen von Ralle und mir. Ich stieß Ralle mit dem Ellenbogen an und nickte in Bertrams Richtung. "Schau mal wer da auf uns zukommt." flüsterte ich Ralle zu. "Na das ist aber eine Überraschung." sagte dieser. Dazu muss man wissen, dass Bertram fürher auch hier gearbeitet hatte. Leider prägt ja das Umfeld den Menschen und so begann auch Bertram irgendwann weiße Mäuse zu sehen und Dinge wahrzunehmen, die sonst keiner sah. "Na, ihr beiden, wollt ihr zu mir?" "Ähhmm, wir wussten gar nicht das du hier bist, was treibst du den hier?" fragte Ralle zurück. "Ach, ich bin nur hier um mal kurz mit einer Ärztin zu sprechen und ein wenig Papierkram zu erledigen, dann bin ich auch schon wieder weg." Ralle und ich tauschten einen vielsagenden Blick. Ja er konnte es sich noch immer nicht eingestehen. Glücklicherweise wird er sich morgen an dieses Gespräch nicht mehr erinnern können. Wir wünschten Bertram alles gute und gingen weiter. Plötzlich hörten wir etwas links von uns jemanden laut fluchen. "Wo steckt nur dieser unterbelichtete Keschlowski? So einen schlechten Mitarbeiter hatte ich schon lange nicht mehr!" Ein hochraniger Arzt, welchen Ralle und ich nur unter dem Namen Wolfgang kannten, fluchte ausgiebig. "Ich hatte ihm eindeutig gesagt, er soll zur Apotheke laufen und Baumhaselkerne besorgen und nun ist er einfach verschwunden!" Baumhaselkerne? Wir horchten auf. Baumhaselkerne? Da kannten wir uns aus. Wir hatten mal einen Patienten der sich für ein Eichhörnchen hielt. Er hatte immer so ein großes Poster von einem Eichhörnchen in seinem Zimmer hängen. "Cachy... ich rette dich" stand in unleserlicher qwer über das Bild geschrieben. Der Junge war wohl bei irgendeiner Kletteraktion von einem Baum gefallen. Ein paar mal entkam uns unser wieselflinker Patient und suchter immer auf der einzigen Baumhasel des Krankenhauskomplexes Schutz. Daher wussten Ralle und ich sehr genau wo Keschlowski im Moment wohl sein musste. Er wäre sicherlich nicht den langen Weg bis zur Apotheke gelaufen, wenn er die Kerne viel schneller hätte haben können. Also hasteten wir weiter.

 

Die Baumhasel war schnell erreicht und automatisch richtete sich unser Blick nach oben. Kein "Eichhörnchen" war weit und breit zu sehen und auch von dem Doktor fehlte jede Spur. "Hey ihr da!" hallte plötzlich eine Stimme über den Hof. Ein komisch aussehender Mann mit einem verunsicherten Hund an der Leine näherte sich uns. Ralle zog schon die Augenbrauen zusammen, er mochte keine Hunde. "Könnt ihr mal da klopfen?" der Man wieß auf ein Fenster im zweiten Stock. Wieder trafen sich der Blick von Ralle und mir... Ah ein Bekloppter. "Hey da hinten ist doch die Tür offen, da kannst du doch hochgehen und selbst klopfen." sagte ich zu dem Mann. "Nee, muss doch draußen bleiben wegen dem Hund. Na dann muss ich wohl meinen Hund da hoch werfen." entgegnete der Mann und grinste komisch. "Hey Hey jetzt mal langsam..." redeten Ralle und ich gleichzeitig los. "Nicht den Hund ans Fenster werfen" redete Ralle weiter "da kann ja das Fenster von kaputtgehen." Gerade nach diesem Satz schien der Hund noch verunsicherter dreinzublicken. Wir redeten weiter auf diesen dümmlich dreinschauenden Mann ein. Schließlich schafften wir es, durch gutes Zureden, den Mann zurück in das Gebäude zu lotsen. Normalerweise sind wir in solchen Situationen nicht so zimperlich. Wir packen uns den Irren sonst einfach und dann geht es rund. Aber da er einen kleinen Hund dabei hatte, wollten wir das Tier, welches ja nichts für sein Herrchen kann, nicht verschrecken. Als wir das Gebäude verließen, stach uns ein weißer Zettel ins Auge, welcher vorher noch nicht an der Baumhasel hing. Neugierig gingen wir hinüber und lasen den Zettel. "Meine sehr verehrten Herren, ich ihre Therapie ist fast abgeschlossen, sie finden mich bei..." Ralle zerknüllte den Zettel bevor ich zu Ende gelesen hatte. Wütend schnaubte er: "Wenn dieser Möchtegern-Qwacksalber glaubt das ich ihm heute den ganzen Tag hinterherlaufe, hat er sich geschnitten. Los lass und die Abkürzung durch den Park nehmen!"

 

Ralle stürmte los und verließ rasch die eingetretenen Wege. Ich kannte diesen Pfad, vor einer Weile hatten wir hier mit einem Großaufgebot von Pflegern einen unser "Schützlinge" wieder eingefangen. Der Junge hatte starke Wahnvorstellungen und verletzte einen der Pfleger. Ralle schaffte es damals sich von hinten an ihn anzuschleichen während ich den Burschen ablenkte. Durch einen gezielten Hieb mit einem Ast hatte er ihn damals in das Reich der Träume befördert. Noch heute kündete ein altes Absprerflatterband von Ralles Spezialauftritt. Wie im Fluge raste das Band an uns vorbeit. Plötzlich hielt Ralle an. Da war er der Steinhaufen, endlich, aber vom Doktor fehlte noch immer jede Spur. "Vielleicht haben wir ihn überholt." schlug ich vor. "Dann warten wir ebend, irgendwann taucht der Weißkittel hier schon auf." Sagte Ralle und setzte sich auf den Steinhaufen. Er rutschte seitlich weg und die Steine kullerten durch die Gegend. Plötzlich war da eine Plastikdose zu sehen. "Wenn da schon wieder ein Zettel von Keschlowski drin ist, werd ich hier noch irre!" meckerte Ralle. "Nö schau mal, nur ein Stempel und ein Zettel mit noch mehr Stempeln und Grüßen an den Doktor drauf. Lass uns zurück zur Station, der Möchtegernweißkittel verschreibt Martha bestimmt schon wieder Beruhigungspillen die eigentlich Seramiskörner sind und erzählt Klein neue Verschwörungstheorien. Wir tun einfach so als wär das alles nicht passiert, dann denkt er, er hätte sich das alles nur eingebildet und wird noch richtig irre."

 

Danke an Lex für diesen schönen Rundgang mit witzigen Einlagen. Zwei der dargestellten Ereignisse sind wirklich während unseres Aufenthaltes dort passiert. Danke für diesen grandiosen Letterbox-Cache sagt FA&FA

 

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